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Interessant + Wissenswert


Sagen und Geschichten

Die Sage von der Kornfrau

Man sagte in den Dörfern an der Despe, daß im Getreide die Kornfrau (Kurnfriu, Roggenmuhme, Kurnweiw) sitzt. „Dat Kurnweiw packet jöck, wenn jei in't Kurn leopet", warnte man die Kinder.

Ein Mädchen aus Wallenstedt pflückte eines Tages in einem Roggenfeld Raden, Kornblumen und Klatschmohn. Plötzlich tauchte vor ihr die Kornfrau auf, reckte sich, als wollte sie himmelhoch werden. Wie eine Vermummte schaute die Gestalt aus. Erschreckt verließ das Mädchen das Feld und rannte ohne sich umzusehen, nach Hause. Tränen standen ihm in den Augen, als es bei der Mutter anlangte. Auch in vielen anderen Dörfern an der Despe, z. B. in Eitzum und Nienstedt, hat man die Kornfrau beobachtet.

Die Sage vom Scheidebrunnen

Die Sage vom Scheidebrunnen spielte sich an der Feldmarksgrenze zu Nienstedt unweit des Wettbergschen Hofes ab.

Nördlich von Eberholzen im Kreise Alfeld liegt mitten im Felde eine Anhöhe, der Truenberg (d.i. Berg der Treue) genannt. Dort sollen einst die Edlen von Eber, des Dorfes frühere Besitzer, ihre Burg gehabt haben. Nicht weit davon befindet sich in einem lieblichen, von einem Bächlein durchrauschten Tale unter einer alten Linde ein Brunnen voll wohlschmeckenden, kristallklaren Wassers, der seit alten Zeiten den Namen „Scheidebrunnen" führt. Über den Ursprung dieser Benennung hat sich im Munde des Volkes folgende Sage erhalten:

Vor vielen, vielen Jahren wohnte auf dem Truenberge ein alter Burgherr mit seiner lieblichen Tochter Isabella. Ein junger Ritter aus der Nachbarschaft war ihr in treuer Liebe ergeben. Doch der raue Burgherr, der mit des Jünglings Vater in langjährigem Zwiste lebte, trat zürnend zwischen die Liebenden und schwur, ihren geheimen Bund zu trennen, es koste, was es wolle. Streng ließ er seine Tochter bewachen; allein sie fand dennoch Mittel und Wege, in nächtlichen Stunden ihre Wächter zu täuschen und unter der Linde am lieblichen Born des treuen Geliebten zu harren oder ihm in die Arme zu eilen. Nur zu schnell verrann ihnen in traulichem Zwiegespräche die Zeit, und von der stets so bitteren Trennung erhielt der Brunnen den Namen „Scheidebrunnen".

Einst war der Ritter wieder bei dunkler Nacht nach dem Scheidebrunnen geeilt, um dort zur bestimmten Stunde mit der Geliebten zusammenzutreffen. Da zog plötzlich ein heftiges Gewitter am Himmel herauf. Furchtbar heulte der Sturm, und zuckende Blitze wechselten mit krachenden Donnerschlägen. Doch trotz des schrecklichen Unwetters harrte der Ritter mit fester Zuversicht auf seine Braut; denn noch nie hatte sie ihn vergebens warten lassen. Aber heute schien all sein Hoffen umsonst zu sein. Schon längst war die festgesetzte Stunde verstrichen, und Isabella kam noch immer nicht. Da packte den Ritter Angst und Sorge um die Geliebte. Sollte sie vom Blitz getötet oder von dem Vater ertappt worden sein? Dumpfe Verzweiflung erfasste seine Seele, und in wildem Schmerz nimmt er den Dolch und stößt ihn sich ins Herz; denn ohne die Geliebte mag er nicht länger leben.

Noch rollt der Donner, noch zucken die Blitze. Da naht die treue Isabella trotz aller Gefahren, die sie zu überwinden hatte, dem Scheidebrunnen und findet hier den toten Geliebten. Jammernd stürzt sie sich über ihn und ruft: „O mein Trauter, erwachet" Doch umsonst ist alles Rufen; die Seele ist dem Körper bereits entwichen. Da zieht sie dem treuen Toten den Dolch aus der Brust, stößt ihn ins eigene Herz und sinkt entseelt auf den Geliebten. So findet sie am andern Morgen ein Knappe vom Truenberge, der ausgesandt war, die in der Burg vermisste Jungfrau zu suchen.

Alljährlich aber um die Zeit des traurigen Ereignisses vernimmt man an jener Stätte leise Klagen. Geisterhaft rauscht es im Laube der Linde, und der helle Spiegel des Scheidebrunnens trübt sich.

Nach Eduard Crusius

Beide Sagen sind abgedruckt in "Despetal einst und jetzt, Beträge zur Geschichte von Barfelde, Eitzum und Nienstedt, E. A. Strüber, 2011, S. 206


Leine los!

In den Jahren 2018/19 regte der KulturKreis Gronau e.V. die Bürgerinnen und Bürger der Ortsteile von Gronau an zu erzählen, was in ihren Augen ihren Heimatort besonders auszeichnet, was ihn außerordentlich und lebenswert macht. Im Rahmen des Erzähl-, Schreib- und Theaterprojektes „Leine los!“ kamen so eine Menge Geschichten und Berichte zusammen, die man in Buchform über den KulturKreis Gronau beziehen kann. Alle Orte, die sich mit Geschichten an „Leine los!“ beteiligt haben, sind an Segelbooten wie diesen zu erkennen. Irgendwo an zentralen Stellen und Plätzen sind sie zu entdecken ...

Beim KulturKreis Gronau e. V. ist die Geschichten-Sammlung außerdem in Buchform erhältlich, darüber hinaus die Übersichtskarte für den „Gronauer Kultur- und Geschichtenpfad“.